Die Entrückung

Liebe Säulen der Bewegung!

Am Tag der Lehre muss ich das Zeitgeschehen hintanstellen und mich den Geheimnissen unseres Glaubens widmen. Wie ich schon in "Die Macht der Zahlen" sagte, entrückte der Erleuchtete 1883 im Alter von 47 Jahren. Da sich niemand zu diesem Umstand äußerte, bleiben mir nur zwei Schlussfolgerungen: Entweder mein Religionsunterricht zeitigt Folgen (was ich stark zu bezweifeln wage), oder die Entrückung, eines unserer größten Glaubensgeheimnisse neben der Geburt des Erleuchteten als viertes von zwei Kindern, wurde einfach überlesen. Deshalb sei es mir hier gestattet, ein bisschen weiter auszuholen.
In den letzten irdischen Lebensjahren des Erleuchteten (wir sprechen hier von den frühen 80er Jahren des 19. Jahrhunderts) war Jehovas Zeugnescu einer der führenden spirituellen Erneuerer der Christenheit und unsere Bewegung, dank Bruder Jolandas, dem Stifter, eine europaweit vernetzte Institution. Wie der Stifter in Deutschland, so lehrten die anderen Mitglieder des engsten Jüngerkreises in allen Teilen des Kontinents. Der Ordo Viae Illuminatae hatte regen Zustrom und leistete ausgezeichnete Seelsorgearbeit.
Der Erleuchtete gab aber bis zum Schluss sein Dasein als Wanderprediger nicht auf. Im Januar 1883 brach er zu seiner letzten Reise auf, um eine Vision mit seinen getreuen Gefolgsleuten zu teilen, die er, in tiefste Meditation versunken, in der Geburtsstunde des Heilands hatte. Jedem Jünger erzählte er einen Teil des Ganzen und ermahnte sie, sich dieses Bruchstück genauestens zu merken und innerhalb ihres Ordens zu tradieren. Am 4. Juli rief er nach getaner Arbeit alle anwesenden Gläubigen auf einem Hügel in der Nähe von Santiago de Compostela zusammen und hielt, was viele im Orden kurz die "Zweite Bergpredigt" nennen. Er wandte sich darin bewußt nicht an Theologen, sondern an einfache Gläubige und legte ihnen nochmals seine Lehre dar. Was dann geschah ist uns nur aus widersprüchlichen Augenzeugenberichten erhalten: Alle scheinen darin übereinzustimmen, dass sich die Licht- und Wetterverhältnisse plötzlich dramatisch veränderten, als würde jeden Moment ein großer Sturm heraufziehen. Die einen sahen dann Zeugnescu in gleißendes Licht gehüllt. (Im einfachen Glauben wird die Idee des Erleuchteten völlig falsch mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht.) Andere wiederum sahen feurige Lichtkugeln um ihn kreisen. Zeugnescu schwebte daraufhin für mehrere Minuten über dem Boden, bis er langsam, bei abnehmender Leuchtkraft des Lichts, in die Abenddämmerung entrückte.
Bruder Jolandas reiste so schnell er konnte an den Ort des Wunders. Er befragte die Augenzeugen und hielt ihre Antworten schriftlich fest. Danach veröffentlichte er die Predigt und die sonderbaren Umstände der Entrückung als 46. Buch der Gesammelten Werke. Er beschloss auch wenig später, die fragmentierte vierte Prophezeiung zusammenzutragen und benötigte für die Befragung aller Beteiligten und die Verschlüsselung des Textes beinahe zwei Jahre. 1885 wurde das Gesamtwerk des Erleuchteten mit dem 47. Band abgeschlossen. Die Entrückung des Erleuchteten wird von uns als Zeichen seiner göttlichen Sendung und Rückrufung in den himmlischen Dienst gesehen.

Schaltet bald wieder ein und vernehmet die Kunde von großen Umbrüchen.